Heilung von Drogenabhängigkeit, Ängsten, Halluzina-tionen und Wahnvorstellungen sowie Aggressionen

E.d.G. (36), Amsterdam (Niederlande)

Geboren bin ich in Surinam (Niederländische Antillen). Ich war ein schwieriges Kind. Manchmal war ich völlig verwirrt und wollte von niemandem etwas wissen. Ich hatte Angst vor dem Dunkeln und auf der offenen Straße. Manchmal war ich aggressiv und machte Dinge kaputt. Ich trank auch mal aus kleinen Fläschchen Alkohol und war schon als Kind zwei Tage lang betrunken. Meine Mutter schlug mich manchmal. Wahrscheinlich wusste sie nicht, was sie mit mir tun sollte.

In der Schule hatte ich nicht viel Kontakt mit anderen Kindern. Das hatte schon im Kindergarten angefangen. Ich wollte mitspielen, wurde aber immer ausgeschlossen. Einmal zeigte mir mein kleiner Bruder in der Schule Geld. Ich riss es ihm aus der Hand und lud alle zu einem Krapfen ein. Das gefiel mir gut, den großen Mann zu spielen. So begann ich, häufiger Geld zu stehlen und Geschenke auszuteilen.

Oft erhielt ich Schläge und wurde regelmäßig in meinem Zimmer eingeschlossen. Da saß ich dann den ganzen Tag, bis meine Mutter von der Arbeit zurückkam. Als Dreizehnjähriger reiste ich 1980 ganz allein von Surinam in die Niederlande zu meiner Oma. 1986 zog meine Großmutter um, und ich blieb in einem Jugendzentrum und wohnte bei jemandem privat.

Der Weg in die Droge

Damals begann der Drogenkonsum: Ein kleiner Joint und bald mehr - und viel Alkohol. Das verdiente Geld war bald verbraucht, und ich konnte die Miete nicht mehr bezahlen.

Ende 1986 hörte ich plötzlich Stimmen. Davon bekam ich Angst, denn es war niemand in der Nähe. Auf der Straße hörte ich deutlich ein Auto, das nicht da war. Zusätzlich hatte ich Halluzinationen. Danach habe ich drei Tage und Nächte durchgeschlafen. Dann ging es mir wieder gut, aber ich traute den Menschen nicht mehr. Ich kiffte weiter (ca. 1-2 Gramm Haschisch pro Tag) und konnte mich nicht mehr konzentrieren.

Meine Mutter kam insgesamt nur dreimal auf Besuch in die Niederlande. Das wirkte sich negativ auf mich aus. Ich fühlte mich im Stich gelassen und hatte Rachegefühle.

Ich arbeitete in einer Bar und begann zusammen mit Alkohol und Tabletten (Valium, Rohypnol u. a.) Speed zu nehmen. Um an Geld zu kommen, brach ich ein, wurde von der Polizei aufgegriffen und kam ins Gefängnis.

1987 begann ich heimlich Kokain zu schnupfen. Ich arbeitete in verschiedenen Betrieben (u. a. als Schweißer und Blechschlosser). Durch das Kiffen war das Geld schnell alle. 1990 war ich beim Regionalen Institut für Allgemeine Psychiatrie (RIAGG) in Behandlung: Einmal pro Monat eine Spritze Haldol und alle zwei Wochen ein Gespräch, aber keine Therapie. Ich war obdachlos und bekam ein Zimmer im Obdachlosenheim. Auf dem Arbeitsamt machte ich einen so verwirrten Eindruck, dass ich keine Arbeit bekam. Sechs Monate lang bekam ich Arbeitslosen- und danach Sozialhilfe. Man sagte mir, dass Speed die Ursache der Wahnvorstellungen war; also musste ich damit aufhören. Das war okay; ich nahm allerdings viel Haschisch und hatte deshalb zu wenig Geld. Ich begann einzubrechen, wurde aufgegriffen und musste für acht Monate in den Knast. Ich war apathisch, depressiv, ging sogar nicht zum Hofgang an die Luft und war bei meiner Entlassung gebrochen. Nicht mal mehr selbst waschen konnte ich mich. Ich stand kurz vor einem Selbstmord.

Um Geld zu haben, stahlen wir Fahrräder

1995 traf ich auf der Straβe einen Kumpel aus dem Knast, er verkaufte Kokain. Ich wollte schnupfen, aber es wurde „gecrackt“. So lernte ich Kokain rauchen. Anfangs nahm ich viel (ca. 2-3 Gramm pro Tag), denn ich hatte Geld. Das Gramm kostete 100 Gulden. Wir haben für unseren Kokainverbrauch und das Essen circa 15 Fahrräder pro Tag gestohlen. Damit waren wir die ganze Nacht beschäftigt und gingen morgens schlafen. Danach essen, einen Joint rauchen und wieder los. Wir fanden keine Ruhe. Nach dem zweiten Gefängnisaufenthalt wollte ich 1996 einen Drogenentzug machen, brach ihn aber nach dem ersten Tag wieder ab. 1998 wurde ich vom Städtischen Verwaltungsamt wegen Schizophrenie für arbeitsuntauglich erklärt. Ich hatte deutlich weniger Geld und musste mich auf 0,1 Gramm Kokain pro Tag beschränken. Heroin habe ich insgesamt nur zweimal genommen. Meine Basis war Kokain.

Als ich Anfang 2000 wieder aus dem Gefängnis kam, erhielt ich den Rat, mich beim Methadon-Programm zu melden; und das habe ich getan. Die Diagnosen wechselten stets. Man wusste anscheinend nicht, was mit mir los war. Eine der Krankenschwestern sagte mir, ich hätte Schizophrenie. Das sagte mir nichts. Sie gab mir Bücher, in denen ich das eine oder andere wiedererkannte. Auch hörte ich, dass dies die Folge meines Drogenkonsums war.

In den letzten Monaten vor meinem ersten Kontakt zum Bruno Gröning-Freundeskreis nahm ich pro Tag im Durchschnitt 2 Gramm Kokain, 40 – 50 ml einprozentiges Methadon, 1 Gramm Hanf und 6-10 Glas Bier. Das hoch dosierte Methadon bekam ich vom Städtischen Gesundheitsdienst. Die wollten, dass ich mehr und mehr Methadon nehmen sollte, um von den anderen Drogen die Finger zu lassen.

Die Helfer mit den Flugbättern waren vertrauenswürdig

In der Pension, in der ich wohnte, hing ein Flugblatt über Bruno Gröning, aber ich war sehr skeptisch, und auch das Foto sprach mich nicht gleich an. Es kamen regelmäßig Helfer mit Flugblättern zu uns. Die machten auf mich einen vertrauenswürdigen Eindruck, und ich ging mit zur Einführungsstunde. Kurz vor Weihnachten 1999 wurde ich in die Lehre Bruno Grönings eingeführt.

Während der ersten Gemeinschaftsstunde hörte ich die Worte „Gut und Böse“. Ich fühlte sofort den Heilstrom. Ich heulte - das hatte ich noch nicht oft erlebt. Ich bekam zum ersten Mal Schuldgefühle und fing an nachzudenken. Ich bin bald weggegangen, denn ich konnte nicht mehr zuhören. Während dieser Stunde ruhte ich mich zum ersten Mal aus und nahm Kraft auf. Danach ging ich gleich wieder los, um Fahrräder zu stehlen.

Langsam geht es aufwärts

Seit dieser Einführung glaubte ich fest daran, gesund zu werden. Ich nahm weiterhin Kokain, denn ich fühlte mich glücklich und stark und dachte: „Ich werde trotzdem gesund.“ Ich wollte mich einstellen, aber das gelang nur kurz. Ich konnte nicht klar denken. Ich sah noch nicht, dass das half. Aber die Kraft wirkte!

Ich habe stets die Verbindung gehalten. Eigenartigerweise gelang nach dem Einstellen das Stehlen besser, aber ich wurde auch öfter aufgegriffen, als vor der Einführung: Alle zwei Monate wurde ich auf heißer Tat ertappt. Die unbezahlten Strafzettel kamen dazu. Manchmal musste ich Tage, Wochen oder Monate im Knast sitzen. Seit Weihnachten 2001 habe ich mich immer öfter eingestellt und bin ab Februar 2002 jede Woche zu einer Gemeinschaftsstunde gegangen. Ich habe in meinem Zimmer mehrere Bruno Gröning-Bilder aufgehängt und viel über seine Lehre gelesen. Durch das regelmäßige Einstellen habe ich das Vertrauen und den Glauben in die Wirkung der göttlichen Kraft aufgenommen und bin immer gesünder geworden.

Ich hatte im Methadonprogramm von Oktober bis Dezember 2001 bereits von 40 auf 20 ml Methadon abgebaut. Im Dezember 2001 habe ich dann mit Methadon vollständig aufgehört. Dabei half mir die Suche nach Arbeit und ein geregelter Tagesablauf. Allerdings nahm ich täglich weiterhin 2-3 Gramm Kokain. Danach wurde auch das weniger, und ich kam drei Wochen lang ohne Kokain aus. Ich fand es eklig, hatte aber doch Angst, den Dealer zu treffen und dadurch rückfällig zu werden. Das war ein Kampf.

Zurück ins normale Leben

Während der Frühjahrs-Tagung in Geseke im April 2002 hörte ich einen Vortrag mit der Originalstimme von Bruno Gröning. Nach meiner Ankunft zu Hause habe ich sofort in einer Tagesstätte für psychiatrische Patienten mit ehrenamtlicher Arbeit angefangen und wollte nichts mehr nehmen. Aber nach einer Sitzung mit den Kollegen wurden fünf bis sechs Biere getrunken, und am nächsten Tag saß ich wieder am Kokain. Da wurde mir wirklich klar, dass eins das andere ergibt. Damals erinnerte ich mich an die Worte: „Wenn man dem Bösen nachgibt, gibt man allem nach.“

Ende Juli 2002 habe ich dann mit Kokain, Haschisch und Alkohol ganz und gar aufgehört. Diesmal hatte ich keine Entzugserscheinungen. Seit August 2002 arbeite ich unter Vertrag ehrenamtlich in der schon erwähnten Tagesstätte. Inzwischen bin ich Mitglied des Leitungsteams und darf eine Gruppe von fünf Besuchern bei deren Arbeiten anleiten. Der Vertrag betrifft 4 Tage pro Woche 6 Stunden pro Tag freiwillige, aber nicht unverbindliche Arbeit. Ende Mai 2003 durfte ich aus dem Projekt ‚begleitetes Wohnen’ in eine Mietwohnung umziehen. Ich ging zweimal pro Woche zur Urinkontrolle. Das ist eine schöne Dokumentation, dass ich von Drogen und Alkohol vollständig frei bin. Ich fühle mich gut; das heißt, ich bin mir meiner Stärke bewusst, habe keine Angst mehr vor einem Rückfall, bin nicht mehr ängstlich und weder aggressiv noch depressiv. Ich habe keine Halluzinationen oder Wahnvorstellungen mehr, nehme keinen Alkohol, keine Tabletten und keine Drogen mehr zu mir. Nach zwei Jahren ohne Zuzugsgenehmigung habe ich diese wie auch ein Bankkonto wieder, sodass ich einen festen Arbeitsplatz suchen kann. Von August 2002 bis Mai 2003 habe ich meine gesamten Drogenschulden in Höhe von 7000 Gulden zurückgezahlt.

Ärztlicher Kommentar:

Herr de G. war seit 1986 von Alkohol, Tabletten und diversen Drogen abhängig, vor allem von Kokain. Zusätzlich litt er unter Ängsten und Wahnideen. 1998 wurde er arbeitsunfähig geschrieben. Im Gutachten stellt ein Versicherungsarzt 1996 die Diagnosen Schizophrenie und Wahnstörung mit der Empfehlung, ihn als jugendbehindert zu berenten. Versuche von Institutionen, ihm zu helfen, führten fast immer zu nichts. Die Aufnahme in ein staatliches Methadonprogramm führte zu einer Ausweitung der Drogenabhängigkeit.

Gut zwei Jahre nach der Einführung in die Lehre Bruno Grönings ist er von allen Drogen frei, wobei auffällt, dass er keine Entzugserscheinungen hatte. Die Jellinek-Klinik, Abteilung Drogen, bestätigte am 3. April 2003: „Es geht Herrn de G. sehr gut. Er ist clean und die Urintests wurden beendet.” Die übliche Rückfallhäufigkeit Drogenabhängiger nach Entgiftung und Entwöhnungstherapie liegen bei über 90%. Die völlige Gesundung zusammen mit der dauerhaften Konsumfreiheit sprechen für eine Heilung auf dem geistigen Weg.

Dr. T. H., Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Dokumentarfilm

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„Das Phänomen
Bruno Gröning”

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Wissenschaftler kommen zu Wort: Interessante Aspekte zur Lehre Bruno Grönings